Die Präambel zur Verfassung
Wir, die Menschen Südafrikas,
erkennen die Ungerechtigkeiten unserer Vergangenheit;
ehren diejenigen, die für Gerechtigkeit und Freiheit in unserem Land gelitten haben;
respektieren diejenigen, die dafür gearbeitet haben, unser Land aufzubauen und zu entwickeln; und
vertreten die Auffassung, dass Südafrika allen gehört, die darin leben, vereint in unserer Vielfalt.
Daher stimmen wir, über unsere frei gewählten Vertreter, dieser Verfassung als dem höchsten Gesetz der Republik zu, um die Spaltungen der Vergangenheit zu heilen und eine Gesellschaft aufzubauen, die auf demokratischen Werten, sozialer Gerechtigkeit und grundlegenden Menschenrechten beruht;
um die Grundlagen für eine demokratische und offene Gesellschaft zu legen, in der die Regierung auf dem Willen der Menschen basiert und jeder Bürger gleichermaßen vom Gesetz geschützt ist;
um die Lebensqualität aller Bürger zu verbessern und das Potenzial einer jeden Person freizusetzen;
um ein geeintes und demokratisches Südafrika aufzubauen, das in der Lage ist, seinen rechtmäßigen Platz als souveräner Staat in der Familie der Nationen einzunehmen.
Gott schütze unsere Menschen. Gott segne Afrika.
Das Land
Die rund 1,22 Millionen Quadratkilometer große Republik Südafrika liegt an der Südspitze des afrikanischen Kontinents. Sie hat gemeinsame Grenzen mit den Republiken Namibia und Botswana im Nordwesten, Simbabwe im Norden und Mosambik sowie dem Königreich Swasiland im Nordosten. Völlig von südafrikanischem Territorium eingeschlossen ist das Königreich Lesotho im Südosten.
Südafrika wird auch als "Regenbogennation" bezeichnet. Der Name ist treffend aufgrund der großen Vielfalt an Kulturen und Sprachen, an Menschen mit unterschiedlichem historischen Hintergrund, die alle in einer Nation vereinigt sind. Südafrika ist ein vielsprachiges Land, es gibt allein 11 Amtssprachen. Zurzeit schätzt man die Bevölkerungszahl auf 54 Millionen. 79% der Einwohner Südafrikas bezeichnen sich als Afrikaner, 9,6% als Weiße, 8,9% als Farbige (Coloureds) und 2,5% als Inder/Asiaten.
Diese Einteilung in Bevölkerungsgruppen wurde also von den Befragten selbst vorgenommen. Sie ist auch im neuen Südafrika nach der Abschaffung der Apartheid immer noch für statistische Zwecke wichtig, erlaubt sie es doch, soziale Fortschritte, beispielsweise bei der Integration bisher benachteiligter Menschen in das Wirtschaftsleben, zu dokumentieren.
Die Bevölkerung besteht aus Sotho-Tswana (Süd-, Nord- und West-Sotho), Nguni (Zulu, Xhosa, Ndebele und Swazi), Tsonga, Venda, Afrikaanern, englischsprechenden Menschen britischer Abstammung, Coloureds, Indern und Einwanderern aus anderen Afrikaländern, Europa oder Asien, die sich ihre eigenständige kulturelle Identität noch ausgeprägt bewahrt haben.
Fast 80% der Bevölkerung sind Christen. Andere größere religiöse Gruppierungen sind Hindus, Moslems und Juden. Eine Minderheit der Bevölkerung bekennt sich zu keiner Glaubensrichtung oder ist religiösen Gebräuchen, die auf der afrikanischen Tradition beruhen, verbunden.
Südafrika ist gemäß seiner Verfassung in neun Provinzen eingeteilt: West-Kap, Ost-Kap, KwaZulu-Natal, Nord-Kap, Freistaat, Nord-West, Gauteng, Mpumalanga, Limpopo.
Obwohl man meistens von Pretoria als der Hauptstadt von Südafrika spricht, hat das Land eigentlich drei Hauptstädte: Pretoria (Verwaltung), Kapstadt (Legislative) und Bloemfontein (Judikative).
Südafrika verfügt über die größte Wirtschaft in Afrika, mit dem schnellsten Wachstum, hat weltweit die größte Metallerzeugungs- und Bergbauindustrie und ist der weltgrößte Produzent von Gold und Platin.
Politik und Entwicklung
Die Situation in Südafrika ist noch immer geprägt von den Folgen der Apartheid, die erst 1994 offiziell abgeschafft wurde.
Die Wende in der Politik im Jahr 1990 wurde durch den jahrelangen Kampf der schwarzen Bevölkerungsmehrheit unter ihrem politischen Führer Nelson Mandela, der auch 1994 zum ersten schwarzen Präsidenten des Landes gewählt wurde, erreicht.
Vor 1994 hatten schwarze Südafrikaner kein Wahlrecht. Die Gesellschaft war durch Rassengrenzen geteilt. Nur ein Beispiel aus der Wirtschaft: 1994 verfügten 60.000 weiße Farmer über 87% der landwirtschaftlich nutzbaren Fläche Südafrikas. Die Politik der Vorgängerregierungen hatte die soziale Ausgrenzung und Vernachlässigung der Mehrheit aller Südafrikaner zum Ziel.
Wirtschaftlich war das Land infolgedessen isoliert und in einer Krise. Das Wirtschaftswachstum war in den zehn Jahren vor 1994 auf weniger als 1% pro Jahr gesunken und Anfang der Neunziger zum Stillstand gekommen. Die Verschuldung der öffentlichen Hand war außer Kontrolle geraten. Die Polizei und die Gerichte verletzten weitgehend die Bürger- und Menschenrechte.
Apartheid
Diese Institutionen dienten hauptsächlich dem Erhalt der Apartheid. Die Armee führte gegen die Befreiungsbewegungen Krieg. Bis nach den Wahlen von 1994 lebte ein Teil des Landes infolgedessen in einer Art Kriegszustand, der u. a. durch politische Morde gekennzeichnet war. Der Staat wurde immer isolierter, immer korrupter und griff, um weiterbestehen zu können, immer häufiger zu außergerichtlichen Maßnahmen.
Ende der 80er Jahre war das Land unregierbar geworden. Die südafrikanische Gesellschaft war durch die Apartheid und die daraus resultierenden sozialen Konflikte gespalten.
Nach Abschaffung der Apartheid verabschiedete die Regierung eine Verfassung, an der übrigens unter anderem Deutsche mitgewirkt haben, die zu den fortschrittlichsten auf der ganzen Welt zählt. Mehr als 780 neue Gesetze wurden verabschiedet.
Trotz der neuen Verfassung, den Umstrukturierungen, den zahlreichen Entwicklungsprogrammen, wie z.B. das Eigenheimprogramm, Förderprogramme, Trinkwasser- und Stromversorgung, Empowerment-Programme, Gleichstellungsprogramme usw., sind die Folgen der jahrzehntelangen Apartheid nicht überwunden und die südafrikanische Bevölkerung, vor allem die Schwarzen, sind auf Hilfe angewiesen.
Arbeitslosigkeit, mangelnde Bildung, soziale Ungleichheit und Kriminalität machen Südafrika nach wie vor -zumindest in Teilen- zu einem Entwicklungsland.
Nelson Mandela erhielt mit Frederik Willem de Klerk den Friedensnobelpreis für seine politische Arbeit. Er verstarb im Jahre 2013. In seiner Autobiographie "Der lange Weg zur Freiheit" beschreibt er die schwierige Aufgabe, das Land von der Apartheid endgültig zu befreien:
"Während dieser langen, einsamen Jahre (der Haft) wurde aus meinem Hunger nach Freiheit für mein eigenes Volk der Hunger nach Freiheit für alle Völker, ob schwarz oder weiß (...). Ein Mensch, der einem anderen die Freiheit raubt, ist ein Gefangener des Hasses (...). der Unterdrückte und der Unterdrücker sind gleichermaßen ihrer Menschlichkeit beraubt. Als ich das Gefängnis verließ, war es meine Aufgabe, beide, den Unterdrücker und den Unterdrückten, zu befreien." Doch ein langer Weg stehe noch bevor. "Denn um frei zu sein genügt es nicht, einfach nur die Ketten abzuwerfen, sondern man muss so leben, dass man die Freiheit des anderen respektiert und fördert."
Zu diesen politischen, sozialen und wirtschaftlichen Problemen kommt ein großes Problem hinzu: AIDS.
(Quelle: South African Embassy: "Das ist Südafrika", April 2005)
Aids
Inzwischen leidet das ganze Land unter der Ausbreitung des HI-Virus. AIDS gilt als die "tickende Zeitbombe" in Südafrika.
Laut dem Deutschen Ärzteblatt leben in KwaZuluNatal 2010 ca. 750.000 Kinder, deren Mütter und/ oder Väter an AIDS gestorben sind. Etwa 19 % der südafrikanischen Bevölkerung zwischen 15 und 49 Jahren ist mit dem HI-Virus infiziert. Nach Schätzungen von UNAIDS sind in 2014 6,5 - 7,5 Millionen Einwohner infiziert. Die offizielle Anzahl der Infizierten ist in Südafrika weltweit am zweithöchsten.
Knapp 30% aller Schwangeren übertragen wegen der schlechten medizinischen Bedingungen HIV auf ihr Kind.
Die Ursachen für die immer noch stetige Ausbreitung von HIV/Aids liegen gemäß UNAIDS u. a. an der frühen sexuellen Aktivität der Jugendlichen (das Durchschnittsalter beim ersten Geschlechtsverkehr beträgt bei Männern 16,4 Jahre und bei Frauen 17 Jahre) in Zusammenhang mit schlechter bzw. schlicht nicht vorhandener Präventionsaufklärung.
Sexuelle Gewalt spielt in Südafrika ebenfalls eine große Rolle: 52.000 Fälle von Vergewaltigungen werden jährlich registriert, die Dunkelziffer bewegt sich bei 1,5 Millionen.
Aids war und ist noch immer ein Tabuthema in Südafrika. Der ehemalige Präsident Thabo Mbeki leugnete lange Zeit den Zusammenhang von HIV und Aids. Er bestritt sogar, dass Aids eine Krankheit sei. Somit setzten Präventionskampagnen erst viel zu spät ein, 20 Jahre lang konnte sich der Virus aufgrund mangelnder Kenntnis der Bevölkerung ungehindert ausbreiten. Nelson Mandela musste ihn öffentlich zurechtweisen:
"Lasst uns mit HIV/AIDS an die Öffentlichkeit gehen und es nicht verstecken. Offen zu sagen, dass jemand an AIDS gestorben ist, ist die einzige Möglichkeit, AIDS als normale Krankheit wie Tuberkulose oder Krebs anzusehen." (Nelson Mandela 2005, nachdem sein Sohn Makgatho an den Folgen von AIDS verstorben war)
AIDS-Kranke Menschen werden nach wie vor diskriminiert und ausgegrenzt. Es sind aufgrund der Armut kaum Behandlungsmöglichkeiten vorhanden, daher kommt es bei der Bevölkerung auch zu einer Haltung der Gleichgültigkei, die Menschen haben kaum Interesse an Tests oder an dem Schutz anderer. Kondome und HIV-Tests sind für die Bevölkerung nicht kostengünstig genug. Besonders Frauen, die sich infiziert haben, werden isoliert, müssen ohne finanzielle, medizinische und rechtliche Unterstützung auskommen. Die Familien schließen sie aus dem gemeinsamen Verband aus, da sie die Schmach in "ihr Haus" gebracht haben.
Letzlich erschweren kulturelle Aspekte die Prävention: Poligamie und das Heiraten der Witwen durch Familienangehörige des Verstorbenen gehören zum Alltag in Südafrika.
Inzwischen können aber erste Erfolge der Aufklärungskampagnen beobachtet werden, die Zahl der Neuinfektionen ist zurückgegangen.
Laut dem Jahresbericht 2008 von Unaids sind im Jahr 2007 ca. 350.000 an den Folgen von Aids gestorben. (Quelle: Wikipedia) In 2013 waren es laut avert immer noch 200.000 Menschen.
Für den Staat bedeutet dies, dass gerade die Generation, die derzeit im Arbeitsprozess stehen sollte, deutlich dezimiert ist und somit für die Wirtschaft und die soziale Entwicklung des Landes nicht mehr zur Verfügung steht.
"AIDS, Arbeitslosigkeit und Armut bedrohen Entwicklung und Stabilität. Nur wenn die Regierung hier in den nächsten zehn Jahren so erfolgreich ist wie bei der Demokratisierung, hat Südafrika eine Chance." (Deon Geldenhuys, südafrikanischer Politikwissenschaftler, 2004)